„Es ist wichtig und richtig, wenn die Politik in Bund und Land die Ziele vorgibt – umgesetzt werden müssen diese Ziele dann allerdings vor Ort“, so Rita Schwarzelühr-Sutter, Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt- und Naturschutz, die sich am Freitag zusammen mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Emmendingen-Lahr, Johannes Fechner, in Ettenheim ein Bild davon machen wollte, wie Kommunen und Bürger in Sachen regenerativer Energiegewinnung das Heft des Handels selbst in die Hand zu nehmen vermögen.
Ein Besuch bei der Ettenheimer Bürgerenergiegenossenschaft lieferte da sowohl für Fechner wie auch die aus dem Waldshuter Raum stammende Staatssekretärin ein Musterbeispiel, wie beide am Ende einer anderthalbstündigen Vor-Ort-Besichtigung und Aussprache bescheinigten. Empfangen wurden die beiden Politiker beim Brudergarten, von wo aus es dann hinaufging zum Schindlenbühl. Nicht erst seit den jüngsten Flutkatastrophen vor der Haustüre seien Klimaschutz und damit verknüpfte Energiefragen ein wichtiges Anliegen der SPD, versicherte Johannes Fechner, der um die besonderen Anstrengungen Ettenheims bei dieser Zielsetzung wusste.
Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz bestätigte dann wie auch Jörg Bold, Vorsitzender der Ettenheimer Bürgerenergiegenossenschaft, wie man hier schon Ende des 20. Jahrhunderts gemeinsam Wege zu regenerativer Energiegewinnung beschritten habe. Hier am Schindlenbühl habe man bereits im Jahr 2000 drei Windräder errichtet. Mit später sechs Windrädern habe man dann vorübergehend den größten Windpark Baden-Württembergs besessen. Mit den nunmehr geplanten weiteren, noch leistungsfähigeren Windrädern wird man in absehbarer Zeit allein auf Ettenheimer Gemarkung 45 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Bei einem Bedarf von rund 60 Millionen Kilowattstunden für Gesamt-Ettenheim eine respektable Menge, mit der man sich einer autarken umweltfreundlichen Energieversorgung sicherlich deutlich früher nähere, als dies als bundesweites Ziel formuliert ist.
Vor Ort, am Schindlenbühl, konnten sich die Gäste von den Gastgebern die Begleiterscheinungen der inzwischen abgebauten alten Windrad-Standorte erläutern lassen, vor allem aber dann auf dem 32 Meter hohen Aussichtsturm einen glänzenden Überblick über die ganze Windrad-Landschaft weithin nach Norden, Osten, Süden verschaffen. Schwarzelühr-Sutter und Fechner zeigten sich deutlich beeindruckt.
Beide wussten freilich aber auch um all die Erschwernisse, ob aus Paraphen oder Bedenken von Bürgern oder Organisationen resultierend. Wenn man alle Möglichkeiten umweltverträglicher Energiegewinnung ausschöpfen wolle, um das Gebot des Klimaschutzes ernst zu nehmen, dann dürfe Optik kein Hinderungsgrund sein, bekannte die Staatssekretärin. „Es gibt nichts zum Nulltarif“.
Jörg Bold, Wolfgang Friedrich, Christian Ringwald und Bernhard Weißmüller von der Bürgerenergiegenossenschaft mit ihren 282 Mitgliedern (die allermeisten aus Ettenheim oder unmittelbarer Umgebung) vermochten eine Vielzahl von Beispielen aufzuführen, wo Anlagen für erneuerbare Energien – ob nun bei der Fotovoltaik oder bei Windrädern – von der Politik Steine in den Weg gelegt werden. Ganz unideologisch, vom Parteibuch unabhängig, handle man seit dem Amtsantritt von Bürgermeister Metz indessen in Ettenheim, ziehe man an einem Strang. PV-Dächer, Carsharing, Windräder, Schüler-Wettbewerb Solar Challenge sind in Ettenheim längst etabliert. Erforderliche Entscheidungen in der Zielsetzung erneuerbarer Energie fänden im Ettenheimer Gemeinderat längst („ganz am Anfang war das noch nicht so“) hundertprozentige Zustimmung, so Bruno Metz. „Wenn’s im Bund genauso funktionieren würde wie hier in Ettenheim, kämen wir deutlich schneller voran“, so die nüchterne Feststellung von Jörg Bold.
Gerade in einem Bürgerengagement wie der Bürgerenergiegenossenschaften sahen sowohl Fechner als auch Schwarzelühr-Sutter einen ganz wichtigen Schritt auf die dringende notwendige CO2-Neutralität. Entsprechend ihr Lob und ihre Ermutigung an Ettenheim und die Bürgerenergiegenossenschaft, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen, andere zum Gleich-Tun zu animieren.
Bedauerlicherweise ließ die knapp bemessene Zeit der beiden Politiker Raum nur für einen ansatzweisen Gedankenaustausch. Wie sagte Schwarzelühr-Sutter eingangs: „Politische Ziele werden in Bund und Land vorgegeben. Umgesetzt werden sie idealerweise vor Ort.“ Umgekehrt könnte auch ein Schuh daraus werden: Sich mit den Sichtweisen vor Ort gründlich auseinandersetzen, ehe die Ziele dann in den Ministerien formuliert werden.
Weitere Informationen unter www.windpark-schnuerbuck.de
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